Die alte Lena Brücker berichtet dem Erzähler, wie sie am Ende des Zweiten Weltkriegs einen Soldaten zum Desertieren überredet und ihn in ihrer Wohnung versteckt hat.
Ich hätt ihn auf jeden Fall mit rauf genommen und versteckt. Das hatte nix mit der Sympathie zu tun. Hätte jedem geholfen, der nicht mehr mitmachen wollte. Einfach versteckt. Is ja das Kleine, was die Großen stolpern lässt. Nur Müssen wir viele sein, damit die auch fallen. Deine Großmutter, die war mutig. Die hat mal eigegriffen. Kennste die Geschichte mit ‘m Knüppel? Nein, log ich, um sie noch mal aus dem Mund von Frau Brücker zu hören. […] Die Großmutter, eine kräftige, grauhaarige Frau mit einem korsettgepanzerten Bauch, Tochter eines Bäckers aus Rostock, Trägerin des Mutterkreuzes, hatte sich nie für Politik interessiert. […] Aber später demonstrierte sie gegen die Wiederbewaffnung. Sie wohnte im Alten Steinweg und war dort, weil sie eine so resolute Frau war, Luftschutzwart geworden. Nach dem ersten großen Angriff auf Hamburg, Juli 43, hatte sie zwei Kinder aus dem Feuer gerettet […] Russische Kriegsgefangene schaufelten in Alten Steinweg den Schutt den Schutt von der Straße, verhungerte Gestalten, die Köpfe rasiert. Sie wurden von lettischen SS-Soldaten mit Gummiknüppeln zur Arbeit angetrieben. Da ging die Großmutter […] auf einen Prügelnden lettischen SS-man zu und nahm dem Verdutzten den Knüppel aus der Hand. Viele waren Zeuge. Jetzt reichts, hatte sie gesagt. Sie war dann einfach weitergegangen, und niemand wagte sie anzufassen.
Man muss nein sagen können, sagte Frau Brücker […]. Hab viel falsch gemacht. Und oft weggesehen. Aber dann hatte ich ne Chance, ganz zum Schluss. Is vielleicht das Beste, was ich gemacht hab, einen verstecken, damit er nicht totgeschossen wird und auch andere nicht totschießen kann.
Questions:
1) In welchen Textstellen ist die Rede von Lena Brücker und in welchen von der Großmutter des Erzählers ?
2) Lena Brücker nimmt einen deutschen Soldaten in ihrer Wohnung auf Warum ?
3) Was hält Lena Brücker von der Großmutter des Erzählers ? Warum ?
4) Lena Brücker erzählt von Russen: Was erfahren Sie hier über sie ?
5) Welche Bilanz zieht Lena aus ihrem eigenen Leben während des Krieges ?
6) „Nur müssen wir viele sein, damit die auch fallen“ Wie deuten Sie diesen Satz ?
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